Votivpark-Garage aus den 1960ern von oben

Geschichte des Parkens in Wien

Bis in die Barockzeit reicht die Geschichte der Parkraumüberwachung zurück. So erhielt die sogenannte Rumorwache im Jahr 1706 das Recht, widerrechtlich abgestellte Wagen zu entfernen. Auch die Ladetätigkeit in engen Gassen wurde nun überwacht. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war es für Autobesitzer*innen selbstverständlich, eine eigene Garage zu haben. Schließlich hatten sie auch eine Remise für ihre Kutsche und Ställe für ihre Pferde. Noch in den 1950ern war es kaum vorstellbar, das Auto auf der Straße abzustellen. Wer keine Garage hatte, mietete einen Parkplatz.

Hochgarage und Autolift

In der Zwischenkriegszeit entstanden die ersten kommerziellen Garagen Wiens. Sie waren meist in zentrumsnahen Gebäuden mit guten Zufahrtsmöglichkeiten und großen Stellflächen gelegen. Die älteste erhaltene Hochgarage Wiens ist die Astoria-Garage in der Trautsongasse im 8. Bezirk. Sie wurde bereits 1918 eröffnet.

Außerdem entstanden am Areal des teilweise demolierten Freihauskomplexes beim Karlsplatz Autowerkstätten, Tankstellen sowie auch Garagen.

Moderne Hochgaragen, wie sie in den USA der 20er gebaut wurden, setzten sich in Wien erst nach dem Zweiten Weltkrieg durch. Ein markantes Beispiel war die 1959 eröffnete Hochgarage am Neuen Markt. Sie hatte einen eigenen Autolift, der das Manövrieren des Autos über Rampen ersparte.

 

Entlastung der Innenstadt

Die erste Tiefgarage Wiens war die Votivpark-Garage. Ihr Bau hängt eng mit den rund um den Ring angelegten Fußgänger- und Straßenbahnpassagen zusammen. Die erste dieser Passagen ist die 1955 erbaute Opernpassage. Die letzte Passage am Ring ist die Schottentorpassage, die 1961 entstand. Sie ist das aufwendigste Bauwerk dieser Art. Die Ringstraßen-Passagen folgten dem Trend der Verkehrsplanung, den motorisierten Verkehr von anderen Verkehrsträgern zu trennen und kreuzungsfreie Straßen zu schaffen.

Die Votivpark-Garage entsprach außerdem dem Konzept der Wiener Stadtplanung, den Individualverkehr möglichst vor dem Stadtzentrum abzufangen. Somit sollte die Innenstadt vor weiterer Verkehrsbelastung geschützt sein.

In dieselbe Richtung zielten die Pläne des österreichisch-amerikanischen Architekten Victor Gruen, der sich seit den 1960ern stark für die Revitalisierung der Innenstädte engagierte. Er erarbeitete um 1968 die wesentlichen Grundlagen für die Fußgängerzonen in der Wiener Innenstadt. Autofahrer sollten ihren Wagen in einer zentrumsnahen Tiefgarage parken und die Stadt mit Kleinbussen oder zu Fuß erreichen. Die Einkaufsstraßen der Innenstadt wären jedenfalls vom Autoverkehr freizuhalten, denn „Autos kaufen nichts“, so Gruen.

 

Kurzparkzonen werden eingeführt

1959 wurden im 1. Bezirk erstmals Kurzparkzonen in einzelnen Straßenabschnitten eingerichtet. Zu dieser Zeit genügte es aber noch, eine Parkuhr hinter das Fenster zu klemmen. Erst 1975 wurde das Kurzparken gebührenpflichtig. Noch galt die Regelung, dass ein Auto maximal drei Tage auf demselben Platz stehen darf, ohne umgeparkt zu werden.

In den 1970er Jahren – nach der Ölkrise – häufte sich Kritik am Auto, die auch die Garagenpolitik einschloss. Mehr Parkplätze würden mehr Autos und somit mehr Verkehr bedeuten. Wenn schon Garagen, dann sollte an der Oberfläche die entsprechende Zahl an Parkplätzen reduziert werden. Genau das lösten die Innenstadtgaragen ein. Sie entlasteten die historischen Plätze und schafften Raum für autofreie Nutzung.

Um 1990 wird die Parkraumbewirtschaftung in Wien ein brisantes Thema. Mitte 1993 wurde im gesamten 1. Bezirk eine Kurzparkzone eingeführt. Zwei Jahre später kamen die Bezirke 6 bis 9 dazu. Die nicht bei allen Wienern beliebte Maßnahme reduzierte die Zahl bezirksfremder Dauerparker sowie der Arbeitspendler. Die Zeit für die Parkplatzsuche sank von durchschnittlich 9 auf 3 Minuten.

 

Autofreie Mustersiedlungen entstehen

Ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte des Parkens in Wien war das Jahr 1999. Damals wurde unter anderem ein wienweites Sonderprogramm zur Garagenförderung beschlossen. Zudem wurde die erste „autofreie Mustersiedlung“ bezogen. Bei dieser kommt das Budget, das sonst für Garagen aufgewendet wurde, für Gemeinschaftseinrichtungen zum Einsatz.

Die vergangenen Jahre standen unter dem Zeichen eines noch besser abgestimmten Verhältnisses zwischen öffentlichem Verkehr und Individualverkehr. Park+Ride-Einrichtungen sowie der Bau günstiger Wohnsammelgaragen in Stadtentwicklungsgebieten sorgen dafür, dass möglichst viel öffentlicher oberirdischer Straßenraum für vielfältige urbane Nutzungen zur Verfügung bleibt.