60 Jahre Votivpark-Garage
Wir lassen unser Geburstagskind erzählen, wie das damals so war.
Liebe Votivpark-Garage, ich hoffe es ist in Ordnung, wenn wir per du sind.
Selbstverständlich.
Am Anfang eine Verständnisfrage. Heißt es eigentlich Votivpark-Garage oder Votiv-Parkgarage.
Korrekt heißt es Votivpark-Garage, also jene Garage, die unter dem Votivpark liegt.
Du bist die älteste Tiefgarage Wiens und feierst am 1. September 2022 deinen 60. Geburtstag. Viele denken in diesem Alter bereits an ihre Pension. Wie sieht es bei dir aus?
Für die Pension fühle ich mich noch viel zu jung. Ich muss allerdings gestehen, dass es eine Zeit gab, in der ich mich ein wenig alt und vernachlässigt gefühlt habe. Das waren die 20 Jahre zwischen der Übersiedlung der WIPARK-Zentrale in die Büros am Wienerberg im Jahr 1994 und der Eröffnung des Leitstandes im Jahr 2014. Seitdem ist immer etwas los und das genieße ich sehr und ich freue mich auf die nächsten Jahrzehnte.
Apropos „immer etwas los“. Ich habe gehört, dass du in deiner Jugend noch ein paar Nebenjobs hattest.
Das stimmt. Denn in den Anfangsjahren gab es hier eine Reihe von Zusatzservices. Eine Autowerkstatt, eine Fahrzeugreinigung und auf dem Rooseveltplatz gab es noch eine Tankstelle.
Ich habe gehört, dass es auch ein Restaurant und eine Bar gab. Was ist daraus geworden?
Die wurden leider nach kurzer Zeit wieder geschlossen.
Und du hattest auch mit ein paar externen Services zu tun, oder?
Tatsächlich gab es hier einige Bankschalter der Creditanstalt, die heute Teil der Bank Austria ist und an einem Schalter konnte man sogar Theater- und Opernkarten kaufen.
Das klingt interessant. Gibt es vielleicht das eine oder andere skurrile Detail.
Durchaus. Wusstest du, dass es in der Garage einige Grünflächen gab? Die waren dort, wo sich heute noch die Lichtkuppeln befinden. Und für diese Grünflächen gab es sogar einen eigenen Gärtner.
In den 60er Jahren gab es ja noch keine elektronischen Kassensysteme. Wie hat damals eigentlich das Bezahlen der Parkgebühr funktioniert?
Da musste man gut Kopfrechnen können. Denn bei der Einfahrt hat man lediglich ein Ticket erhalten, auf dem die aktuelle Uhrzeit aufgedruckt war. An der Ausfahrt saßen rund um die Uhr Mitarbeiter, die anhand des Tickets die Parkdauer ausgerechnet haben und diese mit dem Stundentarif multipliziert haben. Das Ergebnis wurde in eine mechanische Registrierkasse eingegeben, damit der Kunde auch eine Quittung hat. Erst dann öffnete sich der Schranken.
Da hat sich wirklich einiges verändert.
So ist es. Ich freue mich auf die Veränderungen der nächsten Jahre. Ich habe gehört, dass es Überlegungen bezüglich Sanierungen und Verschönerungen von mir geht. Vielleicht können wir ja zu meinem 70. Geburtstag wieder plaudern. Ich bin schon neugierig, was es bis dahin Neues gibt.
Vielen Dank für das Interview!
PS: Mehr zur der Geschichte des Parkens gibt es hier.